Donnerstag, 12. Juni 2008

Exponentieller Fortschritt. Schon bemerkt?

Die Hypothese der Singularitaet ist fuer den Alltagsmenschen heute nichts weiter als graue Theorie. Und bis die Medien anfangen werden, Panik zu verbreiten, weil der Gesellschaft langsam bewusst wird, wohin die Entwicklung geht, vergehen vielleicht noch 20 Jahre. Also erst, wenn die Singularitaet schon fast da ist, wenn sie denn stattfinden sollte.
Woran liegt das? Ich glaube, die Menschen merken einfach nichts davon, dass sich die Welt exponentiell entwickelt. Man schaue sich mal die PCs an. In den letzten 10 Jahren hat sich ihre Geschwindigkeit an das Moorsche Gesetz gehalten und sich locker verzweiunddreizigfacht. Aber was hat sich eigentlich fuer den Anwender geaendert? Wir sitzen genauso, wie vor 10 Jahren immer noch vor einem Bildschirm mit Maus und Tastatur, benutzen Office-Programme, um Texte zu verarbeiten und Tabellen zu erstellen. Selbst dafuer kamen seitdem keine essentiellen Funktionen dazu. Bei anderen Programmen sieht es aehnlich aus. Die Computer fuehren Befehle schneller aus, und die Wartezeiten sind allgemein gesunken. Aber ob es eine Sekunde dauert, bis eine Datei geoeffnet wird oder 1/32 Sekunde, empfinden wir nicht als revolutionaer. Anders saehe es aus, wenn wir statt einer halben Minute bei jedem Klick nur eine Sekunde warten muessten. Aber ein Programm, dass frueher so langsam gelaufen waere, haette sich gar nicht erst verkauft. Und so bekommt die Masse kaum etwas vom Geschwindigkeitszuwachs mit, sondern sieht ein Produkt erst, wenn es schon so schnell reagiert, dass es einigermaßen angenehm ist. Ausschliesslich Leute, die aufwaendigere Dinge von (Super-)Computern ausrechnen lassen, merken, wie stark sich das Tempo erhoeht. Nur sind das die wenigsten. Fuer den 0815-Menschen ist nur der Bildschirm etwas groeßer geworden und eine neue Funktion, das Internet, ist dazu gekommen. Nicht, dass dieses nicht revolutionaer waere, aber die Mehrheit der Internet-User ersetzt damit lediglich andere Dinge.
Es wird gechatted, anstatt sich zu treffen oder zu telefonieren, man geht auf Youtube, anstatt Fehrnsehn zu schauen, verfolgt die Nachrichten, anstatt die Zeitung zu lesen und kauft online ein, anstatt einkaufen zu gehen. Das ist in mancher Hinsicht effizienter als vorher, aber etwas gaenzlich Neues machen die meisten Leute nicht. Eine Ausnahme sind jene, die sich das Internet so zu Nutze machen konnten, dass sich ihre Arbeitsweise radikal aenderte oder ueberhaupt erst entstand. Ansonsten hat sich seit der Verbreitung von PCs nicht viel geaendert.
Aber was waere ueberhaupt etwas richtig Neues? Noch schnellere Programme? Noch hoehere Aufloesung? Noch realistischere Spiele-Grafik? Mit Sicherheit nicht. Die Vergangenheit hat gezeigt, so etwas verbessert zwar in gewisser Weise den Komfort von Computertechnik, aber es veraendert kaum unser Verhalten und ist damit noch weniger revolutionaer, sondern lediglich evolutionaer. Aber wie saehe es mit gedankengesteuerter Navigation im Internet aus?

Oder anders gesagt, die Welt braucht technische Revolutionen, um zu bemerken, wo es lang geht. Dinge, die etwas voellig neues darstellen und, sobald sie massentauglich sind, sich explosionsartig verbreiten! Was hat die Technik da bisher zu bieten? Fangen wir beim PC an.

- Die Verbreitung von PCs werte ich als revolutionaer. Beim der breiten Masse sind sie vielleicht Mitte der 90' Jahre angekommen, mit der Einfuehrung von Windows 95
- Auch Handys sehe ich als eine solche Revolution(~1999)

Und da hoert es schon auf. Digitalkameras, Mp3-Player, Flachbildschirme, Laptops sind zwar auch noch hinzugekommen, aber sie bieten keine neuen Funktionen, sondern waren nur Verbesserungen von etwas Altem.
Kein Wunder, dass einen die Leute fuer verrueckt halten, wenn man behauptet, es sei realistisch, dass wir schon in 20 Jahren mit Robotern wie mit Menschen leben koennten.

Je haeufiger technische Revolutionen passieren, desto eher stellen sich die Menschen auf groeßere technische Veraenderungen ein und erst, wenn von einer zur naechsten Errungenschaft weniger Zeit vergeht, als sie brauchen, um sich an die erste gewoehnen zu koennen, wird ihnen wahrscheinlich bewusst werden, dass es immer schneller voran geht und so etwas wie die Singularitaet eintreten koennte.
Noch sind die Abstaende zu gross, um ein solches Bewusstsein zu erzeugen. Aber je naeher man der Singularitaet kommt, desto kleiner muessten auch die Abstaende zwischen den technischen Revolutionen werden. Und wenn man verfolgt, was aus den Labors der Industrie langsam Verwendung in Produkten findet, kristallisiert sich da so einiges heraus.
Ich will dazu einige Kandidaten nennen, die in den naechsten 10 Jahren Marktreif sein koennten und sich dann wahrscheinlich massenhaft verbreiten wuerden:
(geschaetze Reihenfolge mit dem Jahr, in dem sie sich etablieren)

- Foliendisplays (~2010)
- Touchscreens etablieren sich als Standard Eingabegeraet fuer Computer(~2013)
- Gedankengesteuerte Prothesen und Computer (~2014)
- Bezahlung ueber RFID- Chips(~2015)
- 3D Hologramme(~2016)
- 3D-Drucker(~2017)
- praktikable Spracherkennung (zb bei robotern)(~2018)
- Autonome Roboter als Hilfskraft(~2018)
(- Automatisierter Hausbau [halte ich eher fuer wahrscheinlich in 15 Jahren])

Das ist zwar eine ganze Menge und einiges davon wurde auch schon vor 10 Jahren prognostiziert. Der Unterschied ist nur, es existieren heute schon fuer alle diese Erfindungen zumindest Prototypen von Produkten oder fertige Prudukte, die zu kostspielig sind, um ausserhalb von bestimmen Industriezweigen Verwendung zu finden. Die Schaetzungen der Jahre sind natuerlich sehr subjektiv. Sie spiegeln nur in etwa wieder, was ich vermuten wuerde.
Es geht also um acht verschiedene Dinge, innerhalb von zehn Jahre, wobei meine Liste erst in 2 Jahren beginnt. Wenn ungefaehr jedes Jahr eine Sache im Massenmarkt ankommt, denke ich, dass 10 Jahre ausreichen, bis die technologische Beschleunigung zum oeffentlichen Thema wird. Sollten einige dieser Erfindungen noch nicht so weit sein, hieße das nicht, dass man in der Forschung langsamer vorangekommen waere. Es koennte genauso gut sein, dass sich noch einige technische Huerden offenbart haetten, so dass sich zwar die Entwicklung verzoegerte, dafuer aber am Ende mehr Erkenntnisse gewonnen wuerden. Fuer den weiteren Verlauf hat dies jedoch keinen besonderen Einfluss.

Mit der Ankunft von autonomen Hilfsrobotern(zB Haushaltsroboter) koennte dann in 10 Jahren die entscheidende Phase anlaufen. Hoch entwickelte kuenstliche Intelligenz wuerde endlich beim Endverbraucher ankommen und dort dem kompetitiven Druck des Marktes ausgesetzt werden, der ihre Entwicklung auf eine Weise forcierte, wie sie mit dem Fortschritt von Handys, Flachbildschirmen und des Internets seit Anfang dieses Jahrzehnts vergleichbar waere, mit dem Unterschied, dass autonome Roboter einen viel breiteren Einsatzbereich haben. Die Roboterindustrie wird wohl eher die Groessenordnung der heutigen Autoindustrie und IT-Branche zusammen einnehmen.
Wie nun der weitere Weg zur Singularitaet aussieht oder ob es vielleicht nie dazu kommen wird, laesst sich wohl kaum so genau vorhersagen. Das Veraenderungspotenzial, dass Roboter und technische "Verbesserungen" am Menschen noch vor einer moeglichen Singularitaet besitzen, ist zu gross, um seine Konsequenzen vorherzusehen.

BigDog: die naechste Generation

Nach langer Pause will ich hier ein paar Videos zeigen, die den aktuellen Stand der Moeglichkeiten in der Robotik wiederspiegeln:






Ich haette nicht erwartet, sowas schon dieses Jahr zu sehen.
Das Gleichgewichtsgefuehl ist meiner Meinung nach schon ausgesprochen nah an dem von echten Lebewesen dran. Zwar sieht es noch relativ eckig aus und besonders schnell geht es auch nicht voran, aber die Schluesseleigenschaften, die noetigen Reflexe zu beherrschen, sind schon bezwungen. Ich will damit sagen, man nimmt mit BigDog eine Huerde , die die motorische Entwicklung von Robotern einen gewaltigen Schritt nach vorne bringt - so seh ich das jedenfalls.

Ebenfalls von Boston Dynamics:




Auch nicht schlecht. Die Gelaendegaengigkeit ist wirklich beeindruckend. Im Gegensatz zu BigDog und LittleDog ist zudem die Geschwindigkeit bei ebenem Untergrund ziemlich hoch. Ausserdem ein gutes Beispiel, wie das Rad, welches in der Natur aus biologischen Gruenden praktisch nicht moeglich ist, auch im Gelaende seine Vorteile ausspielen kann.


Und zu letzt noch ein humanoider Roboter, der von einem Doktoranden an der TU Delft in den Niederlanden entwickelt wurde:




Ich glaube kaum, er wuerde einen ordentlichen Seitentritt wie BigDog verkraften. Aber der Bewegungsablauf ist schon relativ natuerlich, wenn man wieder von dem "Eckigen" dabei absieht.

Hier ein Link zu mehr Details:
New Robot Walks Like A Human

Mehr Infos zu den nichthumanoiden Robotern:
Robotics at Boston Dynamics

Samstag, 19. Januar 2008

Bionic Eyes

Wer erinnert sich nicht an mindestens einen FIlm, in dem ein Cyborg, ein Roboter oder sonstige Akteure besondere Seheigenschaften haben wie Zoom oder Anzeige von Zusatz-Informationen im Auge, wie ein Display.

Alles nur Science-Fiction?
Wer das denkt, wird sich umgewoehnen muessen. Gerade eben wurde die erste Kontaktlinse mit integrierten elektrischen Schaltkreisen vorgestellt. Das ist zwar noch kein Display, aber Grundvorraussetzung dafuer, all das, wofuer wir vorher einen Bildschirm brauchten, zb Computer oder Handys, viel Einfacher zu benutzen.

Sobald aus den Schaltreisen Pixel auf der Kontaktlinse werden, koennen wir dieses "Display" als vor uns schwebenden Bildschirm sehen, der subjektiv auch noch beliebig gross sein koennte. Andere Personen saehen ihn allerdings nicht, denn er befaende sich ja in unserer Kontaktlinse.

Wenn man zwei Kontaktlinsen dieser Art haette, waere sogar dreidimensionale Sicht in einer virtuellen Welt moeglich, die unser ganzes Sichtfeld einnaehme, als wenn wir uns tatsaechlich dort befaenden.

Man kann sich leicht das Potenzial dieser Technik vorstellen. Ein persoenlicher ubquitaerer (dreidimensionaler) Bildschirm wuerde die Kommunikation mit und mit Hilfe von Computern sehr bequem und intuitiv machen.

Mal sehn, wie weit man in 5 Jahren ist:-)

Hier der Link zum Originalartikel:
Bionic Eyes