Samstag, 12. Mai 2007

Singularitaet und Ethik

Also vielleicht erscheint meine Beschreibung des Bewusstseins eher dem Versuch, die Arbeitsweise einer kuenstliche Intelligenz zu beschreiben. Ich glaube jedenfalls, das der Unterschied gar nicht mal so gross sein muss.
Um ehrlich zu sein, will ich auch genau das erreichen...

Wenn es funktioniert, waere man der Singularitaet vielleicht ein Stueck naeher. Und das wollen wir doch alle, oder?;-)

Fuer alle die noch nicht davon ueberzeugt sind, hier nochmal ein Link:
http://www.singinst.org/

Ok, es gibt Argumente, die die Frage aufdraengen, wie spassig Singularitaet wirklich ist. Diese sollte man auch ernst nehmen und zusammen mit den Vorteilen kritisch durchleuchten. Meistens kommt dabei die liebe Moral ins Spiel und dann wird alles doppelt kompliziert.

Mit diesen Fragen wird man sich auch in der Politik vermehrt herumschlagen muessen -
wie schon heute bei der Gentechnik...

Hier werde ich auch mal was dazu posten. Wann das sein wird, kann ich nicht sagen.
Jedenfalls wird es schwierig werden, dabei nicht zu subjektiv zu sein.

Bewusstsein

Eines der groessten Raetsel der Gehirnforschung ist nach wie vor das menschliche Bewusstsein.

Wie koennen wir "wissen", dass wir etwas tun?
Was bedeutet es, dass ich mir bewusst bin, dass der vorangegangene Satz vor einigen Sekunden von mir selber mit meiner Tastatur getippt worden ist?
Wenn wir in den Spiegel schauen, "wissen" wir, dass es sich um "uns" handelt.

Wir koennen uns kaum rational vorstellen, wie so etwas funktionieren soll, so wie uns logisch erscheint, das ein Apfel von seinem Baum zur Erde faellt und nicht von ihr weg, weil die Gravitation der Erde auf andere Massen anziehend wirkt(und auch umgekehrt).

Dennoch muss etwas existieren, das uns zumindest glauben macht, wir waeren uns Sachen bewusst. Wie bei der Intuition glauben beim Bewusstsein viele Menschen daran, dass es sich um etwas "hoeheres" handle. Bei dem speziellen Charakter des Bewusstseins ist das nachvollziehbar. Ich finde diese Erklaerung allerdings wenig zufriedenstellend...

Die Arbeitsweise unseres Gehirns koennte folgendermassen betrachtet werden:

Unser Gehirn besteht schaetzungsweise aus ca. 100 Milliarden Neuronen und jeweils ca. 1000 Verbindungen zu anderen Neuronen.
Unsere Gedanken bestehen aus einem standigen Feuern elektrischer Impulse ueber diese Verbindungen.
Unser Koerper nimmt staendig eine Flut von Informationen auf, der Input, der unter anderem durch diese Impulse verarbeitet wird.
Nach welchen Mechanismen diese Verarbeitung stattfindet und welchen Einfluss Hormone und sonstige Stoffe darauf haben, ist noch relativ unklar.

Man kann aber davon ausgehen, dass diese Information auf irgendeine Art im Gehirn wieder representiert werden. Ich nenne das mal Neuronale Representation(NR).

Die NR ist eine abstrakte Widerspiegelung der Realitaet.
Das koennte z.B. durch eine Kombination verschiedener Feuerraten innerhalb einer Gruppe von Neuronen realisiert werden. Jedes Neuron hat dann eine bestimmte Aufgabe.
(Z.B. dass es mit einer Rate von 50 mal pro Sekunde zu Neuron Nr. 345 feuert, von den 1000, mit denen es verbunden ist)
Auch immer, wenn eine Erinnerung aufgerufen wird, tritt diese NR des Erinnerten hervor. Erinnerungen waeren demnach nur eine Speicherung dieser neuronalen Representationen.
In welcher NR sich ein Neuron einordnet, wird davon bestimmt, welche Impulse es von anderen Neuronen erhaelt. Auf ein spezielles Impulsbild reagiert es wiederum mit einer spezielle Feuerate zu anderen Neuronen. Wie es genau auf was reagiert, ist folglich ein Puzzlestueck der Erinnerung an eine NR. Wie die genauen Puzzlestuecke gespeichert werden, ist noch eine andere Frage (aktuelle Untersuchungen deuten darauf hin, dass sie sich in DNA-Sequenzen von Neuronen befinden koennten).

Da es sich nur um abstrakte Reflektionen handelt, sind NRs keine vollstaendigen Abbildungen des Inputs, sondern eine nach internen Prioritaeten geordnete Representation der originalen Informationen. Die interne Priotaet richtet sich nach der Uebereinstimmung mit der Summe bereits gespeicherter Informationen anderer NRs.
Dabei spielt auch eine Rolle, welche Prioritaet die Information bei anderen NRs geniesst (Externe Prioritaet). Kleinere externe Prioritaeten haben einen kleineren Einfluss auf die Summe aller Uebereinstimmungen.
Dabei gilt, dass mit sinkender Uebereinstimmung die interne Prioritaet steigt. Denn weniger Uebereinstimmung bedeutet hoehere Individualitaet. Je kleiner die interne Prioritaet, desto weniger wird die Information in einer NR beruecksichtigt.

Wenn wir uns nun einer Erinnerung bewusst werden, heisst das, wir versuchen mit Hilfe einer NR ein geistiges, dem tatsaechlichen Input entsprechendes Bild zu erstellen(nicht nur visuell).
Die Unvollstaendigheiten werden mit Hilfe anderer NRs ausgefuellt, wobei haeufig vorkommende Informationen bei moeglichst aehnlichen NRs bevorzugt werden.

Wenn wir uns bewusst werden, dass, wenn wir ein Haus sehen, es ein Haus ist, gleichen wir ein aus dem neuen Input erstelltes NR dieses Hauses ab mit alten NRs und verpnuepfen es daraufhin mit aehnlichen NRs. Verknuepfungen koennten mit ihrer NR gemeinsam gespeichert werden.

Es gibt ausserdem auch NRs, die uns selbst representieren. Unseren Output koennen wir auch als Input erkennen und mit aelteren NRs unserer selbst vergleichen.
Wenn wir ueber uns selbst nachdenken, kommt das also einem staendigen Vergleich zwischen NRs unserer eigenen Person gleich.

Determinismus

Einige meiner zukuenftigen Posts werden sich auf Determinismus beziehen.
Darum will ich an dieser Stelle erklaeren, was ich darunter verstehe.

Angenommen, man wuesste die genaue Position, Geschwindigkeit, Gravitation und jegliche Art physikalischer Eigenschaft jeden Elementes im Universum. Dann koennte man theoretisch genau vorraus berechnen, wie sich diese Elemente, z.B. Atome, in den naechsten 10 Sekunden genau zueinander verhalten. Da alle Informationen ueber alle Elemente vorhanden waeren, koennte man aber auch beliebig weit in die Zukunft rechnen und sie sozusagen vorraussehen.

Praktisch ist das natuerlich nicht moeglich. Wir haben nicht alle Informationen und auch keinen Computer der alles gleichzeitig verarbeiten keonnte, ohne dass er laenger dazu braeuchte, als die Zeitspanne, die er eigentlich berechnen soll.

Aber es reicht aus, zu wissen, dass es theoretisch moeglich waere.
Wenn also alles berechenbar ist, gibt es auch keinen Zufall. Alles was wir als Zufall sehen, ist
nur eine Konsequenz von unbekannten Parametern.

Damit ist alles gewissermassen vorherbestimmt, also determiniert.
Wenn ich in Zukunft von Determinismus spreche, meine ich diese Art von Berechenbarkeit.

Ob die Welt tatsaechlich deterministisch ist, kann nicht experimentell ueberprueft werden.
Man kann einen allgemeinen Determinismus aber aus dem Determinismus der Naturgesetze ableiten.

Ein Gebiet der Physik, das dem moeglicherweise widerspricht, ist die Quantenmechanik.
Ich kenne mich nicht genuegend damit aus, um bewerten zu koennen, inwiefern sie Determinismus ausschliesst. Soweit ich weiss, hat es bislang auch noch keine Antwort auf diese Frage gegeben.